Internet-Kriminalität: 35 Prozent der deutschen Nutzer stellen Anzeige
Die Quote der Internetnutzer in Deutschland, die bereits Opfer von Cybercrime waren, bleibt annähernd gleich. Ein Viertel der hiesigen Onliner hat negative Erfahrungen gemacht, geht aus dem das Digitalbarometer 2020 hervor, das das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) am Montag veröffentlicht haben. Im vorigen Jahr lag der Anteil bei 24 Prozent.
Rund zwei Drittel der Betroffenen haben laut der repräsentativen Studie einen Schaden erlitten. 32 Prozent davon hatte einen realen finanziellen Schaden. Die höchste angegebene Schadenssumme lag bei 50.000 Euro. 25 Prozent der Betroffenen verweisen auf emotionale Beeinträchtigungen etwa nach Cybermobbing, 23 Prozent auf einen Verlust von Daten oder zumindest temporäre Einschränkungen durch das erforderliche Wiederherstellen von Dokumenten oder anderen Dateien.
Mehr Betroffene gingen zur Polizei
Für die seit 2019 durchgeführte Analyse befragten die Kooperationspartner im März und April online insgesamt 2000 Personen ab 14 Jahren. Das Barometer soll es einmal im Jahr ermöglichen, Trends im Bereich der Internet-Kriminalität ausfindig zu machen und gegebenenfalls gegenzusteuern. Dabei wird auch der Kenntnisstand der Bevölkerung zum Thema IT-Sicherheit untersucht.
Ein Schwerpunkt der zweiten Umfrage lag auf dem Umgang mit problematischen Inhalten im Internet. Generell wandten sich laut den Ergebnissen 35 Prozent der Betroffenen nach einer Straftat an die Polizei, während es im Vorjahr erst 31 Prozent waren. Die Reaktionen fallen bei verschiedenen Kriminalitätsformen aber sehr unterschiedlich aus.
Mehr Informationen über Anlaufstellen nötig
Gezielt wurden die Teilnehmer an dem Panel nach ihren Reaktionen etwa auf ein Fallbeispiel befragt, bei dem über eine Messenger-Gruppe Inhalte gesendet wurden, die Erwachsene und Kinder in sexualisierter Art und Weise präsentierten. Die Hälfte der Befragten betonten daraufhin, eine solche Situation sehr ernst zu nehmen und Anzeige bei der Polizei zu erstellen. 17 Prozent würden die Inhalte nur löschen, elf Prozent den Absender an eine Meldestelle oder den Plattformbetreiber melden. Jeder Zehnte zeigte sich unschlüssig oder wollte sich zu seinem voraussichtlichen Vorgehen nicht äußern.
Zugleich befragten die Studienmacher die Teilnehmenden, wie sie auf Hasskommentare gegenüber Migranten in einer Chatgruppe reagieren würden. Hier gaben nur 28 Prozent an, dass sie solche Beiträge der Polizei melden würden, Zehn Prozent würden gar nicht reagieren, 12 Prozent machten keine Angaben oder konnten sich nicht direkt entscheiden. Beide Beispiele zeigen laut den Behörden, dass Bürger mehr Informationen über Anlaufstellen und Handlungsmöglichkeiten benötigen.
Antivirenprogramm häufigste Schutzmaßnahme
44 Prozent der Befragten saßen nach eigenen Angaben während der vergangenen 12 Monate Betrug beim Online-Shopping auf. 30 Prozent beklagten einen Fremdzugriff auf ein Konto für einen Internetdienst. 25 Prozent der Befragten hatten bereits generell mit Schadsoftware wie Viren oder Trojanern zu kämpfen, aber nur elf Prozent innerhalb des vergangenen Jahres. Mit Phishing-Angriffen waren in jüngster Zeit 17 Prozent konfrontiert, mit Ransomware sechs Prozent. Das Dunkelfeld gilt bei Cybercrime als hoch.
Am häufigsten nutzten die Befragten als Schutzmaßnahmen ein aktuelles Virenschutzprogramm (57 Prozent), 48 Prozent setzten auf "sichere Passwörter", 47 Prozent auf eine aktuelle Firewall. 33 Prozent verwenden die Zwei-Faktor-Authentisierung etwa beim Anmelden in Webdiensten. Neben einem Passwort wird ein zweiter Sicherheitsfaktor eingebaut wie ein Fingerabdruck oder eine über einen TAN-Generator generierte Nummer.
"Wie Autofahren ohne Anschnallen"
Dagegen baut nur jeder Vierte auf die automatische Installation von Updates. Je zehn Prozent verzichten auf Online-Banking beziehungsweise soziale Medien, um nicht gehackt zu werden. Genauso hoch ist die Quote, die gar keine Schutzmaßnahmen einsetzt. "Das ist wie Autofahren ohne Anschnallen oder Bahn fahren ohne Maske", kritisierte BSI-Präsident Arne Schönbohm die Unvorsichtigen. Auch die Behörde sieht er aber gefordert: "Wir müssen mehr Orientierung geben, was priorisiert und im Zusammenspiel genutzt werden muss, um einen digitalen Basisschutz zu ermöglichen".
Quelle: heise.de