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Über den 3-D-Ludwigspark – Interview mit Dr. Stefan Leinenbach
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Eigentlich wollte der IT-Unternehmer Dr. Stefan Leinenbach die Manager der Bundesligisten für eines seiner Produkte gewinnen. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen landete er beim Skispringen.


Zwischen dem 7. und 9. Februar wird die 3.500 Seelen-Gemeinde Willingen (Upland) in Hessen zum Nabel der Skisprung-Welt. Das beschauliche Örtchen verwandelt sich dann in den Austragungsort einer Traditions-Veranstaltung, dem Kult-Weltcup auf der Mühlenkopfschanze. Seit der ersten Ausgabe im Januar 1995 strömen jährlich Zehntausende nach Willingen. Zu den absoluten Hochzeiten des deutschen Skisprungsports mit den Superstars Martin Schmitt und Sven Hannawald waren es gar 80.000 Menschen. Dies ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich. Mit 56.800 Besucherinnen und Besuchern liegt Willingen trotzdem im weltweiten Vergleich deutlich vor den Weltcup in Planica (Slowenien) mit 43.000 und Zakopane (Polen) mit 42.000 Zuschauern.


Das weltweit beachtete Skisprung-Event in Willingen wird vom ehrenamtlich geführten, örtlichen Ski-Club hochprofessionell organisiert. Dabei greift der Ski-Club Willingen auch auf saarländische Unterstützung zurück. Das Saarbrücker IT-Systemhaus Infoserve GmbH nämlich ist seit zehn Jahren als Kooperationspartner und Sponsor an Bord und sorgt mit der Bereitstellung der IT-Infrastruktur unter anderem für einen reibungslosen Ticketverkauf. Der Beginn dieser Geschäftsbeziehung reicht sogar noch weiter zurück und hat indirekt mit dem damaligen Fußball-Zweitligisten 1. FC Saarbrücken zu tun. Weitere Kunden des europaweit agierenden Unternehmens sind die Fußball-Topclubs Borussia Dortmund und Juventus Turin sowie die weltweit präsente Restaurantkette Vapiano, die ihr Kassensystem über das Infoserve-Rechenzentrum in Saarbrücken betreibt.

Erster Kontakt auf Schalke

„Wir hatten für den FCS damals als Marketing-Maßnahme eine 3D-Visualisierung des Ludwigsparkstadions für die Vereinswebsite programmiert, um den Online-Shop des Vereins und vor allem den Ticketverkauf etwas zu pushen", erinnert sich Infoserve-Geschäftsführer Dr. Stefan Leinenbach, dessen frühere Firma Interactive die entsprechende Plattform als Pilotprojekt entwickelte: „Das war schon ganz cool, aber die Technik war Ende der 1990er natürlich noch nicht so ausgereift wie heute", gibt er zu. Trotzdem half die Plattform dem FCS dabei, online Tickets zu verkaufen. Auf Einladung der damaligen FCS-Geschäftsführung durfte Leinenbach sein Produkt im Rahmen einer Veranstaltung „auf Schalke", also beim Revierclub FC Schalke 04, den Managern der Fußball-Bundesligaclubs vorstellen. Ein Flop. Nur eine Person hatte sich besonders für das Portfolio der saarländischen Firma interessiert. Als sich Leinenbach erkundigte, für welchen Fußballverein der Mann spreche, stellte sich heraus: für den Ski-Club Willingen. Sein Name: Jürgen Hensel. „Sein Vortrag war sehr sachlich, sein Auftreten freundlich, und wir waren uns gleich sympathisch", erinnert sich Hensel an das erste Aufeinandertreffen. Damals war er noch Schatzmeister, heute ist er der Präsident des Clubs und auch Chef des Organisationskomitees des Weltcups.


Hensel lud Leinenbach in das Skigebiet im Hochsauerland ein und ließ ihn seine Idee dem Vereinsvorstand vorstellen. „Die haben direkt zugeschlagen", erinnert sich der Unternehmer nicht ohne Stolz. Bei den Fußball-Bundesligisten konnte er nicht landen, wohl aber an der Mühlenkopfschanze in Willingen, der größte Großschanze der Welt. Und das zu einer Zeit, in der das Skispringen in Deutschland mit sportlich und vermarktungstechnisch erfolgreichen Athleten wie dem lila behelmten Martin Schmitt und Sven Hannawald beliebt war.


Für den neuen Geschäftspartner übernahm Stefan Leinenbach mit seiner Firma wichtige Aufgaben im Marketingbereich, die bis heute von Infoserve betreut werden. Dazu gehörte neben der Entwicklung und regelmäßigen Modernisierung der Webseite www.weltcup-willingen.de auch der Ticketshop mit dem 3D-Weltcup-Stadion zur interaktiven Ticketbestellung im Internet, was dem Verein ermöglicht, seine Tickets in eigener Regie zu verkaufen. „80 Prozent der Karten werden über unser eigenes System verkauft, das ist unser großes Pfund im Vergleich mit den anderen Veranstaltern im Skisprung-Bereich", erklärt Jürgen Hensel, „Dadurch haben wir einen festen Kundenstamm, den wir gezielt erreichen können. Das funktioniert alles sehr zuverlässig, weshalb wir auch sehr zufrieden sind." „Anfangs mussten wir Lehrgeld zahlen, weil wir noch kein eigenes Rechenzentrum hatten", verrät Leinenbach: „Damals waren wir auf Dritte angewiesen, deren Server durch den Ansturm unmittelbar vor dem Weltcup nicht selten in die Knie gezwungen wurden. Mittlerweile laufen der Betrieb und die Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Webseite und des Shops im eigenen Hochleistungs-Rechenzentrum in Saarbrücken. Auch die Online-Redaktion für die Webseite und die professionelle Pressearbeit während des Skisprung-Weltcups unterstützt Infoserve mit eigenen Mitarbeitern vor Ort. Selbst einen Imagefilm haben die Saarländer schon für den Weltcup produziert und den Neubau eines Funktionsgebäudes mit einer 3D-Animation in der Planungsphase begleitet.


Auch als Sponsor aktiv


„Der Ski-Club Willingen ist ein sehr innovationsfreudiger und kraftvoller Verein", lobt Stefan Leinenbach, der sich als früherer Vizepräsident des Saarländischen Schwimmbunds mit ehrenamtlicher Arbeit auskennt. Der leidenschaftliche Einsatz der insgesamt 1.479 freiwilligen Helferinnen und Helfer vor Ort, die sogenannten Free-Willis, haben ihn zum regelrechten Skisprung-Fan werden lassen. „Das ehrenamtliche Engagement ist wirklich irre. Wenn Weltcup ist, dann hilft das ganze Dorf. Ob Pfarrer oder Hotelier – wenn nötig, wird die Schneeschaufel gepackt und morgens um 5 Uhr die Schanze freigeschaufelt", berichtet Leinenbach, der zu den Willinger Weltcups regelmäßig die ganze Familie mitnimmt. „Die Stimmung dort ist immer grandios. Ganz besonders dann, wenn 23.500 Leute auf einmal ‚Ziieeeeh‘ rufen, damit ein Springer noch ein paar Zentimeter mehr herauskitzelt", schwärmt er, „Das ist schon ganz toll." Auch nach den letzten Sprüngen eines Tages geht es offenbar heiß her im Skigebiet: „Dort tanzt dann jedes Mal der Bär", weiß Leinenbach, für den aus einem kühlen Geschäftsabschluss eine Herzenssache wurde: „Es macht mir und meinen Mitarbeitern maximalen Spaß, hier mitzuarbeiten", gibt er zu: „Der Kunde verlangt viel von uns und ruft auch schon mal nachts an. Aber er ist auch genauso dankbar." So bekommt die Firma nach jedem Weltcup eine gerahmte Dankes-Urkunde. Grund genug, sich über das Geschäftliche hinaus auch als Sponsor zu engagieren und damit auch den ausrichtenden Verein zu unterstützen. „Wir stehen direkt neben Coca Cola auf der Siegerehrungs-Wand Es ist schön, als Flachland-Tiroler dazuzugehören." Zum erlauchten Kreis der Skispringer möchte Stefan Leinenbach allerdings nicht gehören. Nach zahlreichen Besuchen des „Adlerhorstes" ganz oben auf der Willinger Schanze steigt eher der Respekt als die Lust, es selbst einmal zu versuchen. „Wenn man dort ganz oben steht, auf den Gitterrosten, dann ist das schon beeindruckend. Hut ab vor denen, die sich da freiwillig runterstürzen. Für mich ist das undenkbar." Ihm reicht es, vor Jahren den Abschluss in Willingen gelandet zu haben.

Quelle: Magazin Forum


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